A review from the derStandard by
Helmut Ploebst after our
Empathy Project vol. 1 at imagetanz in brut/Vienna. For full text follow the link:
http://derstandard.at/1268700946217/Imagetanz-Tanz-als-EinfuehlungsdrogeA text is in german.
Imagetanz
Tanz als Einfühlungsdroge
18. März 2010, 17:31
Die Choreografinnen Magdalena Chowaniec und Martina Ruhsam
Wien - Der Mund steht ihnen offen, als hätten sie den Leibhaftigen gesehen und dabei eine Maulsperre bekommen. Die drei Tänzer des "Empathy Project Vol. I" der jungen Choreografin Magdalena Chowaniec, das bei Imagetanz im Brut-Theater uraufgeführt wurde, sind Süchtige.
Besser gesagt: Diese Tänzer versetzen sich mit unheimlicher Konsequenz in die beschädigten Körper von Drogenabhängigen. Sie dröhnen sich nicht selbst zu, sondern bereiten ihre Aufführungen stundenlang vor. Durch Einfühlung, als Ergebnis einer langen künstlerischen Recherche. Seit 2008 beschäftigt sich Chowaniec mit den Wirkungen von Empathie im Tanz, deren politischen Aspekt die aus Polen stammende Künstlerin besonders unterstreicht.
Das Ergebnis ist kein Sozialrührstück, sondern eine choreografische Installation von beinahe Beckett'schen Ausmaßen. Die drei Figuren torkeln auf dem Tanzboden, versuchen in ihrem Weggetretensein so etwas wie ein Bühnenbild aufzubauen. Da sie kaum noch fähig sind, sich auf den Beinen zu halten oder einfachste Handlungen auszuführen, geraten sie in einen Teufelskreis vergeblicher Bemühungen.
Chowaniec, die mit Gabri M. Einsiedl und einem umwerfenden Radek Hewelt auch selbst auftrat, verunsicherte die sozial sensible Imagetanz-Zuschauerschaft durch ihre Gratwanderung zwischen künstlerischer Illusion und dokumentarischem Realismus. Geradezu perfekt wäre das "Empathy Project Vol. I" auch für ein junges Publikum - durch das Fehlen aller Belehrungsattitüde, durch Ironie trotz Drastik der Darstellung.
[...]
Diesem Erfolg schadet es natürlich keinesfalls, dass das Brut zurzeit gerade das "hottest theatre in town" ist und dass die Kuratorin des Festivals - Bettina Kogler - auch auf die einladenden Gesten künstlerischer Partyformate gesetzt hat.
(Helmut Ploebst, DER STANDARD/Printausgabe, 19.03.2010)